Orthoptik | Sehschule 



Als "Sehschule" bezeichnet man die orthoptisch/pleoptische Abteilung einer Augenarztpraxis, in der Patienten mit Störungen des beidäugigen Sehens untersucht und behandelt werden. Erkrankungen bei Erwachsenen zeigen sich dabei als plötzlich auftretende Doppelbilder nach Unfällen oder Störungen im Neuroophtalmologischen Bereich. Den grössten Anteil der Sehschulpatienten machen Kinder aus. In Zusammenarbeit mit dem Augenarzt werden Sie schon ab dem 6. Lebensmonat von einer speziell ausgebildeten Orthoptistin kindgerecht und einfühlsam untersucht.

 

Bei Entwicklung der Sehschärfe können Babys schon kurz nach der Geburt mit ihren Augen die Umwelt wahrnehmen, allerdings zunächst sehr undeutlich. Später nimmt die Fähigkeit Farben zu sehen, hell und dunkel zu unterscheiden, Bewegungen und Gesichter zu erkennen, sehr schnell zu. Durch ständig unbewußtes Einüben erfolgt die Perfektion des Sehvermögens bis etwa zum Schulbeginn. Das Lernprogramm der Augen ist dann ca. mit dem 9./10. Lebensjahr abgeschlossen. Nach dieser Zeit ist es schwierig, eine bisher nicht erfolgte Therapie nachzuholen.

Das räumliche Sehen

Das räumliche Sehen oder auch Stereosehen genannt entwickelt sich im Zusammenspiel beider Augen und den je sechs Augenmuskeln mit dem Gehirn. Die Bilder der jeweiligen Sehachse eines Auges werden im Sehzentrum zu einem räumlichen Seheindruck verschmolzen.

Was ist Schielen?

Bei einer beständigen oder immer wieder auftretenden Fehlstellung der Augen spricht man von Schielen. Schielen d.h. das Abweichen eines Auges von der Sehachse- ist nicht nur ein "Schönheitsfehler", sondern oft mit einer schweren Sehbehinderung ( Amblyopie ) verbunden. Schielende Babys und Kleinkinder bedürfen einer möglichst frühzeitigen Behandlung. Je früher die Therapie einsetzt, desto wirkungsvoller und weniger belastend ist sie für das Kind.

Wie wird Schielen behandelt?

1. Zunächst werden die Augen auf eine evtl. vorhandene Fehlsichtigkeit untersucht und eine entsprechende Brille angepasst.

In unserer Praxisklinik ist diese Untersuchung selbst bei Kleinstkindern unter 6 Monate schon möglich. Wir verfügen über ein modernes Gerät das ohne erforderliche Pupillenerweiterung und ohne apparativen Kontakt genaueste Messergebnisse angibt.

2. Behandlung oder Sehschwäche ( Amblyopie ) des abweichenden Auges. Dabei wird das besser sehende Auge abgedeckt ( z.B. mit Augenpflaster, Brillenokklusion etc. ) um das Schwächere durch intensives Sehtraining zu fördern. Ziel ist, eine gleich starke Sehkraft auf beiden Augen zu erreichen.

3. Eine operative Korrektur der Schielstellung durch Umlagerung von Augenmuskeln ist etwa bei der Hälfte der betroffnenen Kindern erforderlich. In unserer Praxisklinik werden ambulante Schieloperationen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen durchgeführt.

" Statement zur sog. Winkelfehlsichtigkeit"

Mit der Schule beginnt der Ernst des Lebens, so sagt man, und das ist wahr! Gute schulische Leistungen entscheiden maßgeblich über die spätere berufliche und soziale Situation eines Menschen. Nicht alle Kinder sind den Anforderungen in der Schule gewachsen, bei manchen treten mehr oder weniger ausgeprägte Lernschwächen und damit einhergehende Verhaltensauffälligkeiten zutage.

 

Was können die Augen damit zu tun haben?

 

Natürlich sind schlechte Schulleistungen nicht immer und schon gar nicht von vorneherein mit Augenproblemen zu erklären. Oft aber können nicht entdeckte Sehfehler und Störungen im Zusammenspiel der Augen die vorhandenen Probleme verstärken.

Es häufen sich Berichte und Veröffentlichungen von Optikern und Optometristen, die eine sogenannte Winkelfehlsichtigkeit als Ursache für Schulprobleme deuten und diese für Verhaltensauffälligkeiten, Legasthenie, Leseschwierigkeiten, Konzentrationsmangel, Kopfschmerzen und andere Schwierigkeiten unklarer Herkunft verantwortlich machen.

Die "Winkelfehlsichtigkeit" ist ein Begriff, der jedoch nicht wissenschaftlich fundiert ist und von einigen Optikern verwendet wird um lediglich ihr Tätigkeitsfeld zu erweitern. Optiker sind nur berechtigt Fehlsichtigkeiten wie Kurz- ( Myopie ), Weit- ( Hyperopie ),                 Stab- ( Astigmatismus ) sowie Alterssichtigkeit ( Presbyopie ) bei Erwachsenen auszugleichen. Alle anderen Abweichungen bedürfen der augenärztlichen Diagnose und Behandlung. Dazu gehören u.a. das manifeste Schielen und das latente ( versteckte ) Schielen ( Heterophorie ). Diese geringe Abweichung der Sehachsen besteht bei ca. 80% der Bevölkerung und wird meistens vom Organismus beschwerdefrei kompensiert.

Optiker behaupten nun unter Berufung auf eine einzige Untersuchungsmethode der sog. MKH ( Meß- und Korrektionsmethodik nach Haase ) die Ursache für o.g. Probleme bei Kindern ermitteln zu können und stellen als "Diagnose" oft "Winkelfehlsichtigkeit". Dabei wird u.a. vergessen, dass die Untersuchung bei der o.g. Methode unter künstlichen Bedingungen stattfindet.

Meist erfolgt als "Therapie" der Verkauf von teuren Spezial-Prismenbrillen.

Das Tragen von medizinischen nicht indizierten Prismenbrillen kann jedoch zu einer stetigen Winkelvergrößerung führen, die wiederum durch ständig wechselnde und teure Prismenbrillen "versorgt" werden muss. Dabei ist zu beachten, dass sich speziell Kinder ung Jugendliche aufgrund ihrer hohen Anpassungsfähigkeit an Prismen gewöhnen können, auch wenn sie diese nicht brauchen!

Schließlich kann die Winkelvergrößerung sogar zu einer - ursprünglich unnötigen - Augenmuskeloperation führen.

Wenn Kinder Probleme haben, die möglicherweise auf einer fehlerhaften oder nicht entspannten Zusammenarbeit beider Augen beruhen muss der Augenfacharzt den Ursachen der Probleme auf den Grund gehen, diese differenzieren, um dann den richtigen Behandlungsweg einzuschlagen.

An erster Stelle steht die fachgerechte Diagnose.
Durch die Gabe von Tropfen, die die inneren Augenmuskeln entspannen und die Naheinstellung ( Akkommodation ) vorübergehend aufheben, kann der Augenarzt den Berechungszustand der Augen und damit die Werte einer evtl. notwendigen Brille ermitteln.

Für ein augenärztlich ausgestelltes Brillenrezept werden die Kosten von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen, die vom Optiker empfohlene Prismenbrillen dagegen nicht.

Verantwortungsvolle Eltern sind gut beraten, sich mit ihrem Kind an eine Augenarztpraxis mit Orthoptik (Sehschule) zu wenden. Das kompetente Team, Augenarzt und Orthoptistin, steht für medizinisch hochwertige Diagnostik, Behandlung und Betreuung!

Ulrike Gieche, Orthoptistin

 

Haben Sie weitere Fragen?

Wünschen Sie eine Abklärung der oben beschriebenen Sehstörungen?

Zu einem Besuch ( Kontrolle? ) in unserer Augen-Praxisklinik in der Myliusstr. 8 sind Sie und Ihr Kind herzlich willkommen.

 

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